Unter dem Motto „gegen Unmenschlichkeit“ wurde eine Petition ins Leben gerufen, die für einen Kurswechsel in Sachen Flüchtlingspolitik steht. Die Tragödie bei Lampedusa macht die Forderungen dringlicher denn je.
ÖSTERREICH/REITH (bb) Die Tragödie vor der italienischen Mittelmeer-Insel Lampedusa heizt die Diskussion über die Flüchtlingspolitik der EU an. Auch in Österreich beginnen Bürger sich für eine Verbesserung der nationalen sowie europäischen Flüchtlingspolitik einzusetzten.
Mit der Petition gegen Unmenschlichkeit wurde diesbezüglich ein wichtiger Schritt gemacht.
Petition ins Leben gerufen
Seit dem massenhaften Sterben vor seiner Küste steht Lampedusa für das harte Gesicht Europas und zugleich für das schlechte Gewissen der Europäer wegen der Konsequenzen ihrer Flüchtlingspolitik. „In einem vereinten Europa grenzt Lampedusa auch an Österreich. Wenn in 25 Jahren 20.000 Menschen auf der Flucht im Mittelmeer ertrinken, geht uns das alle etwas an“, glaubt Klaus Schwertner, Generalsekretär der Caritas der Erzdiözese Wien. Dass sich nun auch die Bevölkerung der Flüchtlingsproblematik immer mehr bewusst wird, zeigt die überwältigende Unterstützung der Petition gegen Unmenschlichkeit. Sie wurde vom ehemaligen Bankdirektor und Gründer von „Alpine Peace Crossing“ Ernst Löschner und dem ORF-Journalisten Michael Kerbler ins Leben gerufen und richtet sich an die Bundesregierung sowie an alle Parlamentsparteien.
Die Unterstützer der Petition fordern einen Kurswechsel in Sachen Flüchtlingspolitik.
Vor allem eine Verbesserung der Grundversorgung, Zugang zu Bildung und zum Arbeitsmarkt sowie eine EU-weite Erneuerung der unsolidarischen Flüchtlingspolitik. Mehr als 20.000 Menschen haben bis zum 29. September die Petition „Gegen Unmenschlichkeit“ im Internet unterschrieben.
Hilfe in unmittelbarer Nähe
Auch in unmittelbarer Nähe engagieren sich zahlreiche Menschen ehrenamtlich für Flüchtlinge. Doch weitere Unterstützung wird dringend benötigt. Im Flüchtlingsheim „Landhaus“ in St.Gertraudi beispielsweise wird immer wieder nach Hilfe gesucht. Vor allem Hausaufgabenbetreuer für die Kleinsten oder ein Hausmeister werden dringend benötigt. Aber auch durch Sach- und Geldspenden kann man die dortige Arbeit unterstützen.
Bereits seit vielen Jahren beherbergt das Flüchtlingsheim „Landhaus“ AsylwerberInnen aus allen Teilen der Welt. Einige BewohnerInnen sind in gemeinnützigen Tätigkeiten in den umliegenden Gemeinden sowie der Heimtagemeinde Reith immer wieder beschäftigt. Ihre Tätigkeiten reichen von Betreuung im Garten Hildegard von Bingen über die Seereinigung in Reith bis hin zu Gartenarbeiten im Biotopareal Tratzberg.
„Ich freue mich sehr über die gute Zusammenarbeit mit den BewohnerInnen des Flüchtlingsheims“, so Bgm. Johann Thaler .Auch umliegende Gemeinden sollen dazu ermutigt werden, Asylwerber für einfache Arbeiten einzusetzen, denn „wenn Arbeit, dann kein Kopfweh,“ ist ein Bewohner des Flüchtlingsheims überzeugt.
Damit die AsylbwerberInnen aus der Tristess des Heimes kommen, werden ab und zu auch kleinere Ausflüge geplant.
Der letzte führte die BewohnerInnen zum Spieljoch/Koflerjoch. Viele von ihnen konnten dabei zum ersten Mal die Schönheit und Unschuld der Berwelt erfahren. Denn Berge werden für sie eigentlich nur mit ihrer beschwerlichen Flucht in Verbindung gebracht. „Für einige war der Ausflug eine Art Traumaaufarbeitung“, meinte Christine Eder-Haslehner, Betreuerin im Flüchtlingsheim Landhaus.
„In unserer Arbeit setzen wir uns mit dem einzelnen Menschen und seinem Schicksal auseinander. Wir möchten den BewohnerInnen ihre Menschenwürde zurückgeben. Besonders wichtig ist uns, der Öffentlichkeit aufzuzeigen, dass hinter den großen Flüchtlingszahlen
Einzelschicksale stehen. Wir sind seit Jahren ein offenes Haus und freuen uns über jeden gutgesinnten Besucher“, so Christine Haslehner.